Die erfreuliche Nachricht zuerst: In diesem Jahr haben alle 196 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums (123), der Fachmittelschule (36, plus 24 mit Fachmaturität) sowie der Wirtschafts- und Informatikmittelschule (13) die Abschlussprüfungen an der Kanti Sargans erfolgreich bestanden. Zelebriert haben dies die Absolventinnen und Absolventen wiederum klassenweise in kleinen Feiern mit Musik, Übergabe der Zeugnisse sowie Ehrungen der besten Abschlüsse und Maturaarbeiten und einem Apéro – dieses Jahr allerdings zwei Wochen früher und im Musiksaal der Kantonsschule statt wie gewohnt in der Aula. Grund dafür sind die ersten Umzugs- und Abbauarbeiten, die dort bereits gestartet haben.
Grossartige Erlebnisse
Doch wie im echten Leben gibt es auch bei der Kanti Sargans Dinge, die Bestand haben – wie zum Beispiel die immer kurzweiligen, frischen und inspirierenden Reden der Schulleitung. So sagt auch Kanti-Rektorin Pascale Chenevard: «Seit vielen Jahren darf ich einmal im Jahr diesen Moment erleben, wo aus Schülerinnen und Schülern ehemalige Schülerinnen und Schüler werden und sie, noch etwas müde, manchmal etwas ratlos, aber meistens voller Tatendrang, in die Welt ziehen.»
Für die Maturi und Maturae waren es vier Jahre voll langer Lektionen, stetigen Lernens, schwieriger Prüfungen und nervenaufreibender Präsentationen, unterbrochen durch Futtern, Dösen und die kurze Jagd auf die nächste Note. Aber auch durch viele kleine, grossartige Erlebnisse und Erinnerungen, die immer wieder dazwischenfunkten. Sie werden auch in diesem Jahr wieder sichtbar in der Maturazeitung, welche die Klassen gestaltet und mit ebendiesen Erlebnissen und Erinnerungen ausgeschmückt haben, sowie im «letzten Wort», das jeweils eine Schülerin oder ein Schüler zum Schluss der Feier an die anwesenden Gäste richtet.
Rolle als Klagemauer und Coach
Chenevard vergleicht die vergangenen Jahre mit einem Aufstieg zum Gipfel – wobei sich die Absolventinnen und Absolventen nun bei ihrer «Ankunft» neben das Gipfelkreuz setzen und mit etwas Adrenalin im Blut den fantastischen Ausblick auf ihr restliches Leben geniessen können. «Dem einen waren die letzten vier Jahre eher ein gemütlicher Spaziergang in lustiger Gesellschaft mit vielen Picknick-Halts, der anderen dünkte der Weg immer steiler, unübersichtlicher zu werden, und wieer ein anderer nutzte jede Gelegenheit, die sich stets verändernde Landschaft zu erkunden», blickt die Rektorin zurück.
Auf den unterschiedlichen Wanderungen allen gleich ergangen ist es jedoch mit Blick auf die beiden Jahre, die geprägt waren von Abstandsklebern, Masken, Homeschooling, dem Ausfall der Skilager und Sprachaufenthalte, von Unsicherheit und Distanz. Und während dieser Zeit sehr wichtig waren nebst den Lehrpersonen die an den Klassenfeiern ebenfalls anwesenden Familienmitglieder. Schliesslich hätten sie die Rollen von Sparringpartnern, Klagemauern, Coaches und Rundum-Verwöhnservice eingenommen – nicht, dass dies nun plötzlich anders werde, «aber ein Etappenziel ist sicherlich geschafft», so Chenevard.
4200 Lektionen und rund 250 Prüfungen
Mindestens gleich stolz auf ihre Schützlinge sind die beiden Prorektoren Fabian Gross und Christian Wenk. Auch sie bedienen sich der Gipfel-Metapher und bedanken sich auf humorvolle Weise bei den mittlerweile ehemaligen Schülerinnen und Schülern für die Jahre, während derer sie Wegbegleiter waren. Ratschläge und Weisheiten für die Zukunft fehlen allerdings auch in den Reden der Prorektoren nicht: «Mit der Zeit wird man reicher an Erfahrungen, an Geschichten zum Erzählen – und vielleicht dafür ein bisschen ärmer an der Fähigkeit, mal eine Nacht ohne Schlaf durchzubringen. Glaubt mir», meint Gross zu den Absolventinnen und Absolventen der Fachmittelschule. Und Wenk verzichtet darauf, den Kauffrauen und Applikationsentwicklern zu sagen, dass nun «der Ernst des Lebens» beginne, nachdem sie «in zirka 4200 Lektionen rund 250 Prüfungen ablegen mussten und dabei nur rund 1400 Lektionen Ferien hatten».
Viel eher hofft er, dass die Lehrpersonen an der Wirtschafts- und Informatikmittelschule sie bestens auf das «Nachher» vorbereitet und ihnen nicht nur Schulstoff, sondern auch Werte vermittelt haben. Mit dem nötigen Rüstzeug im Gepäck und einem Gipfelwein in den Händen stossen die WMS- und IMSler, die FMSler sowie die Maturi und Maturae im Anschluss an ihre Feiern auf ihren Erfolg an – «im Wissen», so Chenevard, «dass weitere Berg- und Talfahrten auf sie warten, und im Vertrauen, dass sie in vielerlei Hinsicht in der Lage sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Wege zu gehen»
Quelle: Nadine Bantli, Sarganserländer, 23.06.2023, Seite 3